Enttabuisieren (Ein Betroffene bezieht Stellung.)
In der der April Ausgabe von Frau und Mutter stand der Artikel "Keine spontane Tat"! Er hat uns geholfen, die Geschehnisse zu verstehen. Hier schreibt eine betroffene Leserin einen Kommentar zu diesem Artikel!
Enttabuisieren
Danke für den Artikel "Keine spontane Tat" zum Thema sexueller Missbrauch in der AprilAusgabe. Endlich ist dieses Thema salonfähig gemacht! Als Opfer sexuellen Missbrauchs spüre ich diese Entlastung sogar körperlich. Vieles kann ich bestätigen, was in diesem Artikel aufgezeigt wird und er bestärkt mich sehr, an der Enttabuisierung weiterhin zu arbeiten. Erleichtert las ich von der kompetent dargestellten Beziehung des Individuums Kind zur Außenwelt der Gesellschaft - genauso ist es.
Sexueller Missbrauch ist aus Tätersicht die Sexualstraftat eines Erwachsenen, aus der Opfersicht des Kindes ist es vor allem ein Übergriff auf die Persönlichkeit und ein Angriff auf das sich entwickelnde Ich des Kindes. Dieser Angriff richtet sich auch auf die unmittelbare Umgebung des Kindes, der es entrissen wird. Sexueller Missbrauch ist damit ein soziales Verbrechen, ein Verbrechen an der Gemeinschaft, zu der das Kind Vertrauen hat.
Schützen kann Aufklärung: nur was im allgemeinen Bewusstsein der Umgebung an Aufgeklärtheit vorhanden ist, ist kommunizierbar. Hält die Umgebung sexuellen Missbrauch für unmöglich, wird ein betroffenes Kind kein Gehör finden.
Gertrud Kiefer -Volkert, Bexbach
Quelle: Frau und Mutter 06.2010