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Missbrauch von Schutzbefohlenen - 38 jähriger Lehrer verurteilt

Den Mitarbeitern des Hotels »Van der Valk« in Melle kam es verdächtig vor, dass sich ein erwachsener Mann in Begleitung eines vergleichsweise jungen Mädchens wiederholt ein Zimmer nahm. Nach dem dritten Besuch informierte das Personal die Polizei.

»Es war der schlimmste Fehler meines Lebens«, sagte der Angeklagte, der sich gestern wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen vor dem Schöffengericht Minden verantworten musste. Als Politik- und Chemielehrer der Realschule Preußisch Oldendorf (Kreis Minden-Lübbecke) war der 38-jährige Familienvater eine Beziehung zu einer seiner Schülerinnen eingegangen. Das Gericht unter Vorsitz von Andreas Böhme verurteilte ihn wegen Missbrauchs in elf Fällen zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung und 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit.

Das Mädchen war 15 und noch Jungfrau, als die Beziehung Anfang 2011 begann. »Damals schien meine Ehe am Ende zu sein. Meine Frau und ich hatten uns nichts mehr zu sagen«, sagte der Angeklagte. In dieser Situation habe er sich geschmeichelt gefühlt, als er auf einer Klassenfahrt nach Brüssel gemerkt habe, dass die Schülerin ihn »wohl mag«. Er schrieb der Jugendlichen eine SMS, sie antwortete. Zurück in Preußisch Oldendorf trafen sich die beiden nach der sechsten Stunde in der Schulbücherei – offiziell zur Mathe-Nachhilfe. Danach kam es sieben Wochen lang zu heimlichen, intimen Treffen im Chemie-Vorbereitungsraum. »Allerdings noch ohne Geschlechtsverkehr«, wie Staatsanwältin Kyra Zielesch sagte.

Dann kamen die Osterferien, und der Lehrer entjungferte seine Schülerin im Hotel. »Ich habe sie mittags zu Hause abgeholt und bin mit ihr nach Melle gefahren, wo ich für uns ein Zimmer gebucht hatte.« Noch bei zwei weiteren Gelegenheiten verbrachten die beiden intime Stunden im Hotel »Van der Valk« an der A30, bevor die Mitarbeiter misstrauisch wurden und die verbotene Beziehung aufflog. Noch am selben Abend brach der Lehrer den Kontakt zu der Schülerin ab und gestand seiner Frau, einer Ärztin, die Taten. »Sie steht bis heute zu mir und sagt, dass sie mich liebt«, erklärte er vor Gericht. Staatsanwältin Zielesch sagte, eine Ehefrau brauche viel Courage und Zuneigung zu ihrem Mann, um sich in so einer Situation nicht die Kinder zu schnappen und zu gehen.»Oder einfacher: den Mann vor die Tür zu setzen.«

Die Staatsanwältin forderte zwei Jahre Gefängnis ohne Bewährung. Sie hielt dem Lehrer zwar sein freimütiges Geständnis zu Gute, das der Schülerin ein Erscheinen vor Gericht ersparte. Als belastend wertete die Anklägerin aber, dass der Angeklagte seine Vertrauensstellung als besonders beliebter Pädagoge (die Schüler hatten ihn zum SV-Lehrer gewählt) missbraucht hatte und planvoll vorgegangen war.

Quelle: http://www.westfalen-blatt.de - von Christian Althoff - Mittwoch, 12. September 2012 -