Sexueller Missbrauch — Schwimmtrainer vor Gericht (1)
Vor dem Kieler Amtsgericht hat am Dienstag (14.08.12) der Prozess gegen einen 40 Jahre alten Trainer des deutschen Olympia-Schwimmteams begonnen. Der Mann muss sich wegen sexuellen Missbrauchs einer Schutzbefohlenen verantworten.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, sich von August 2004 bis März 2006 in 18 Fällen an einer damals noch nicht volljährigen Schwimmerin vergangen zu haben. "Er reglementierte auch außerhalb des Trainings ihr Leben, beriet sich mit den Eltern über ihre psychische Befindlichkeit und wie man Leistungsschwächen entgegenwirken kann", sagte die Staatsanwältin Veronika Stoltz-Uhlig.
Der Sex soll laut Anklage zwar einvernehmlich, aber unter Ausnutzung des Betreuungsverhältnisses erfolgt sein. Der Verteidiger des Angeklagten, Kai Dupre, hatte die Vorwürfe im Vorfeld zurückgewiesen. Zu ersten sexuellen Handlungen soll es mit der damals Minderjährigen laut Anklage 2004 auf Kreta gekommen sein, weitere Fälle sollen sich bis März 2006 in Kiel ereignet haben.
Drei Zeuginnen sollen aussagen
In der Verhandlung sollen drei Zeuginnen aussagen, darunter die betroffene junge Frau. Sie tritt auch als Nebenklägerin auf. Zum Auftakt der Verhandlung ist am Dienstag die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden. Das Urteil sollte noch am Dienstag gesprochen werden.
Die Staatsanwaltschaft Kiel hatte bereits im Jahr 2009 ihre Ermittlungen begonnen und im September 2011 Anklage erhoben.
Nur ein Verhandlungstag angesetzt
Nach erster Fassungslosigkeit ist der nach eigenen Angaben bis Freitag ahnungslose Verband verärgert, dass der Trainer ihn weder über die Anklage noch den bevorstehenden Gerichtstermin informiert hat.
"So etwas kann ich nicht nachvollziehen. Das Vertrauensverhältnis ist gestört, logisch", sagte DSV-Präsidentin Christa Thiel.
Für den Prozess ist nur ein Verhandlungstag angesetzt, an dem auch das Urteil gesprochen werden soll. Laut Anklage nutzte der Mann das besondere Betreuungsverhältnis als Trainer zu der jungen Sportlerin aus.
Konsequenzen werden geprüft
Die damals über 16 Jahre alte Athletin, die auch an deutschen Jugend-Meisterschaften teilnahm, sei mit Wissen der Eltern mit dem Trainer in den Urlaub nach Kreta gefahren.
Der DSV will nach Abschluss des Verfahrens personelle Konsequenzen prüfen. Wie Thiel betonte auch Generalsekretär Jürgen Fornoff, dass zunächst weiter die Unschuldsvermutung gelte. Aber falls "irgendetwas an den Vorwürfen dran" sei, werde eine weitere Zusammenarbeit "nicht mehr möglich sein", hieß es vom DSV.
- Mir fällt auf, dass die Jugendlichen / jungen Erwachsenen häufig erst Jahre später Anzeige erstatten bzw. die Vorkommnisse veröffentlichen. Warum? Wenn man sich mehrere, ähnlich gelagerte Fälle anschaut, scheinen die betroffenen Frauen die Geschehnisse nach Jahren anders zu bewerten. Für mich ein Hinweis, dass sie mit 14, 15 oder 16 Jahren die Situation vollkommen anders beurteilen als später. Wenn die Betroffenen sich nach Jahren für die Anzeige oder Veröffentlichung entscheiden, schlagen sie auch für sich selbst einen steinigen Weg ein. "Rache" scheidet als Motiv für mich damit aus!