Vorsitzenden ausgeschlossen

Polizei ermittelt wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener. Außerordentliche Versammlung des Blas- und Tanzorchesters

Kallenhardt - Für die Angehörigen des Opfers ist eine Welt zusammengebrochen: Ende März dieses Jahres berichtete eine 18-jährige Kallenhardterin ihrer Familie, dass sie von einem musikalischen Ausbilder (damals 35 Jahre alt) für intime Handlungen missbraucht worden sei. „Seitdem gibt es bei uns kein anderes Thema mehr“, unterstrich der Vater auf Anfrage des Patriot. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf „sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen ab 14 Jahren“ gegen den Vorsitzenden des Blas- und Tanzorchesters Kallenhardt.

Die Vorwürfe soll der Beschuldigte gegenüber dem Vorstand bereits eingeräumt haben. Der Verein schloss ihn daraufhin wegen vereinsschädigenden Verhaltens aus, erklärte gestern BTO-Geschäftsführerin Carina Schulte. Am morgigen Freitag, 28. Mai, findet eine außerordentliche Generalversammlung statt, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Die öffentliche Versammlung beginnt um 20 Uhr im Probenraum.

„Die Untersuchungen laufen“, erklärte Polizeipressesprecher Winfried Schnieders gegenüber der Redaktion. Die Staatsanwaltschaft Arnsberg leitet die Ermittlungen. Über ihren Stand wird noch nichts bekannt gegeben. Offenbar gibt es mehrere Opfer: Zwei Frauen, heute 18 und 21 Jahre alt, sollen ihre Erlebnisse bei der Polizei zu Protokoll gegeben haben. Als möglicher Tatzeitraum gelten die Jahre 2004 bis 2009.

Viele Kallenhardter Eltern reagierten entsetzt, haben doch viele Kinder und Jugendliche eine musikalische Laufbahn beim Blas- und Tanzorchester durchlaufen. Carina Schulte erklärte dazu, dass der Vorstand bei der Aktivenversammlung am 5. Mai ihre Mitglieder und kurz darauf alle betroffenen Eltern informierte. Der Verein will künftig auf Einzelunterricht verzichten und so ein klares Zeichen setzen. Die Eltern würden dem Verein aber weiterhin vertrauen, versicherte die Geschäftsführerin.

Insbesondere der Vater der 18-Jährigen reagiert fassungslos auf die Ereignisse. „Bisher hat man nur davon gehört oder gelesen. Plötzlich gibt es Täter und Opfer in meinem Umfeld, die man kennt“, erklärt er im Internet. Gleichzeitig gehen Gerüchte durch den Ort. „Es gibt Personen, die sich instrumentalisieren lassen, sie erzählen Geschichten und machen die Opfer zu Tätern.“ - fred

http://missbrauch-opfer.de

Quelle: Der Patriot 27.05.2010